Festung Europa?
Im Rahmen des gesellschaftswissenschaftlichen Projektunterrichts nahm die Klasse 10d der Schimper-Schule am Donnerstag an einem Planspiel zur politischen Bildung teil.
Die Referenten der Landeszentrale für politische Bildung, Eduard Kuhn und Jonas Kratzer führten ins Thema ein: DUBLIN, die Genfer Flüchtlingskommission, FRONTEX, SCHENGEN-Raum und die Europäische Migrationsagenda waren ebenso Themen wie die absoluten und die auf die Einwohner umgerechneten Aufnahmezahlen in den Aufnahmeländern.
Bei der Analyse der Fluchtgründe zeigten die Zehntklässler ein breites Grundwissen über aktuelle politische Konflikte. Die regelmäßige „Nachrichtenzeit“ im Projektunterricht trägt offensichtlich Früchte! Im Planspiel simulierte die Klasse eine fiktive Sondersitzung des Rates der Europäischen Union. Jeder Schüler übernahm die Rolle eines Ländervertreters und erarbeitete eine Position, die die Interessen seines Landes vertrat. Die Positionen wurden im „Jour-de-Table“ in engagierten und auch pointierten Statements dargelegt. Insbesondere die südlichen Mittelmeeranrainerstaaten forderten deutlich mehr Solidarität und auch finanzielle Hilfen.
Die Aussprache erfolgte engagiert und emotional: Die unterschiedlichen Interessen und Verantwortungszuschreibungen prallten deutlich aufeinander. Schnell konnte ein Konsens gefunden werden, dass die Fluchtursachen bekämpft werden sollten. In der Konkretisierung dieses Ziels war Einigkeit schon schwerer herzustellen. Die langfristigen Lösungsstrategien und der kurzfristige Reaktionsbedarf standen in starkem Widerspruch. Ebenso schwankte die Diskussion zwischen humanitärem Anspruch, das Sterben auf dem Mittelmeer zu beenden und dem jeweiligen Wunsch, dass doch andere Länder weitere Flüchtlinge aufnehmen mögen.
Trotz beengter Platzverhältnisse im Sitzungsraum der „Regierungschefs“ wurde bilateral ernsthaft verhandelt und Koalitionen geschlossen. Jeder erlebte, dass die zu lösende Frage keine einfache ist. Insgesamt konnten 6 Milliarden € zur Unterstützung der Herkunftsländer akquiriert werden. Trotzdem konnte keine einstimmige Lösung zur Verwendung der Mittel gefunden werden.
Text und Bilder: F. Nohl